Schon wieder ist die Geldbörse verlegt oder der Name des jüngsten Enkelkinds wie weggeblasen. Hinter dieser „Vergesslichkeit“, aber auch hinter Sprach- oder Orientierungsschwierigkeiten kann mehr stecken: Demenz ist – nicht nur in Deutschland – auf dem Vormarsch. Mit rund zwei Dritteln aller Betroffenen ist Alzheimer dabei die häufigste Form dieser neurodegenerativen Erkrankung, die erstmals von dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer (1846 – 1915) wissenschaftlich beschrieben wurde. Schätzungen zufolge sind aufgrund der alternden Gesellschaft mittlerweile etwa 47 Millionen Menschen weltweit von Demenz betroffen, Wissenschaftler hegen die Befürchtung, dass sich diese Zahl bis zum Jahr 2050 verdoppeln könnte.
Altersdemenz: Die Besorgnis nimmt zu
Kein Wunder, dass gleichzeitig mit den steigenden Zahlen auch die Angst vor der Erkrankung zunimmt, wie beispielsweise der „Sicherheitsreport 2020“ zeigt. Aus der vom Institut für Demoskopie Allensbach erstellten Studie geht hervor, dass bei den Deutschen mittlerweile die Sorge um das persönliche Wohlergehen an erster Stelle steht: 42 Prozent und damit der größte Anteil der Befragten sorgen sich, dass sie im Alter zum Pflegefall werden und unter Demenz leiden könnten – damit steht diese Befürchtung noch vor der Angst vor den Auswirkungen des Klimawandels, vor Krieg und vor Altersarmut. Für die Studie, die seit 2011 jährlich veröffentlich wird, wurden mehr als 1.000 mündlich-persönliche Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der deutschen Bevölkerung ab 16 Jahren geführt.
Ausbreitung wie eine Infektion
Seit Jahren arbeitet die Wissenschaft mit Hochdruck an der Erforschung von Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten der bislang nicht therapierbaren Erkrankung. Allerdings gibt es auch hinsichtlich der Entstehung noch Fragezeichen. Bekannt ist bisher, dass sich im Zuge der Alzheimer-Demenz im Gehirn fehlgefaltete Amyloid- und Tau-Proteine anreichern. Forscher des Instituts für Schlaganfall- und Demenzforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München sorgten jetzt für Aufsehen, als sie herausfanden, wie sich diese Tau-Proteine im Gehirn verbreiten: Sie werden über miteinander verbundene Nervenzellen an den Synapsen an andere Neuronen weitergegeben – genau wie bei einer Infektion. Für die im Juli im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichte Studie wurde mittels bildgebender Verfahren die Verteilung der Proteine im Gehirn von Alzheimer-Patienten beobachtet. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen langfristig eine genauere Vorhersage des mitunter sehr unterschiedlichen Krankheitsverlaufs ermöglichen.
Der Einfluss des Darms
Eine weitere Studie zeigt, welche Auswirkungen die Darmflora haben kann. Schon länger werden bei Alzheimer-Patienten mehr entzündungsfördernde und weniger entzündungshemmende Bakterien im Darm beobachtet. Nun haben Wissenschaftler der Emory University in Atlanta, USA zunächst an Mäusen festgestellt, wie dieses Ungleichgewicht Alzheimer beschleunigen kann. Noch muss sich zeigen, ob sich das Modell auf den Menschen übertragen lässt; die Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass zukünftig mit optimierter Ernährung oder auch speziellen Nahrungsergänzungsmitteln das Fortschreiten der Erkrankung eingedämmt werden könnte. Weitere Studien mit Hinblick auf Früherkennungsmethoden per Bluttest, aber auch auf mögliche Medikamente lassen darauf hoffen, dass die Medizin die Krankheit, auch wenn sie vielleicht immer noch nicht heilbar sein wird, in den nächsten Jahren zumindest besser in den Griff bekommt.
Quellen:
www.deutsche-alzheimer.de
www.alz.org/de/demenz-alzheimer-deutschland.asp
www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/