Treppensteigen, zum Bus sprinten, schwere Einkäufe nach Hause tragen – auch alltägliche körperliche Aktivitäten können für Asthmatiker zur Belastung werden. Eine Umfrage des MAFO-Instituts. In Moment unter 306 Menschen mit unkontrolliertem Asthma zeigt nun, dass fast die Hälfte der Befragten die Erkrankung verheimlicht. Konsequenz: 42 Prozent der Befragten litten in der Vergangenheit ein oder mehrere Male an Atemnot, weil sie ihre Medikamente nicht in der Öffentlichkeit einnehmen wollten. 30 Prozent zogen sich gar aus dem sozialen Leben zurück. Die Gründe sind vielfältig. Sie reichen von dem Wunsch, die eigene Krankheit nicht in den Fokus rücken zu wollen bis hin zu Befürchtungen, anders wahrgenommen zu werden. Für diese Patienten ist unkontrolliertes Asthma keineswegs eine Lappalie. Es kann ihren Alltag maßgeblich beeinflussen und erhebliche Einschränkungen mit sich bringen. Dabei möchte der überwiegende Teil der Betroffenen im Umgang mit Freunden und Bekannten ihre Erkrankung nicht in den Vordergrund bringen – wodurch zusätzliche Probleme entstehen können. Oft besteht bei diesen Menschen die Angst, für die Angehörigen zur Belastung zu werden.
Asthma ist nicht heilbar
Etwa fünf Prozent aller Asthmatiker leiden an schwerem Asthma, das trotz adäquater Behandlung nur schwer zu kontrollieren ist. Mediziner sprechen von unkontrolliertem Asthma, wenn die Beschwerden im Alltag häufiger als zweimal pro Woche auftreten beziehungsweise, wenn Notfallmedikamente öfter als zweimal pro Woche nötig sind. Weitere Merkmale: Die Erkrankung schränkt die Patienten in ihren Aktivitäten ein oder verhindert das Durchschlafen in der Nacht. Treffen nur ein oder zwei Merkmale zu, wird von teilweise kontrolliertem Asthma gesprochen. Auf der anderen Seite kann in schweren Fällen sogar ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden. Die Mehrzahl der Patienten bleibt von so schweren Verläufen jedoch verschont. „Asthma lässt sich zwar nicht heilen, wohl aber gut kontrollieren. Setzen die Patienten ihre Medikamente richtig ein, können sie die Vermehrung der Asthmazellen stoppen und die Erkrankung so aushungern“, sagt Dr. Michael Barczok, Facharzt für Lungenheilkunde und Allergologie am Lungenzentrum Ulm und Vorstandsmitglied im Berufsverband der Pneumologen.
Den Kreislauf stoppen
Bei rund 90 Prozent der Asthmatiker werde die Erkrankung durch Allergien ausgelöst, erklärt der Pneumologe. Das können Allergien gegen Pollen von Bäumen und Gräsern sein, aber auch solche gegen Tierhaare, Hausstaubmilben oder Schimmelpilze. Die Schleimhäute in der Lunge reagieren übersensibel auf spezifische Allergene, setzen Histamin frei und schwellen an. Die Bronchien ziehen sich zusammen. Abbauprodukte dieses Vorgangs gelangen ins Blut und locken Entzündungszellen an, die dazu führen, dass die Schleimhäute weiter anschwellen, die Bronchien immer enger werden. Wird dieser Kreislauf nicht unterbrochen, steigt die Zahl der Entzündungszellen in der Lunge immer weiter an – das Asthma wird immer schlimmer, das Leben immer stärker beeinträchtigt. „Noch bis vor wenigen Jahren war Asthma eine zerstörerische Erkrankung, die wir nicht unterbrechen konnten. Das ist heute zum Glück möglich“, erklärt Pneumologe Barczok.
Asthmazellen: Die Suche nach dem Auslöser
Für Allergiker, die nur während der Pollenzeit Probleme haben, reicht es, in der Zeit, in der die jeweils schädlichen Pollen durch die Luft schwirren, ein Kortisonspray einzunehmen. Wer das ganze Jahr über Probleme habe oder den Auslöser seines Asthmas nicht aufspüren könne, soll das Kortisonspray auch jeden Tag nehmen. Angst vor Nebenwirkungen müssen Patienten nicht haben. Die Mittel wirken lokal in der Lunge und seien mit einem Tausendstel der Menge des körpereigenen Cortisols zudem so gering dosiert, dass sie keine unerwünschten systemischen Wirkungen hervorriefen, erklärt Barczok. Lässt sich das Asthma auch mit diesen Kortisonsprays nicht kontrollieren, kommen innovative Biologika zum Einsatz, die die Entzündungszellen im Körper eliminieren.
Sport stärkt die Atmung
Ist die Krankheit dank der Medikation gut unter Kontrolle, können Asthmatiker ein beschwerdefreies Leben führen. „Und unbedingt auch Sport treiben“, fordert Lungenspezialist Barczok. Zwar könne man die Lunge selbst nicht trainieren, wohl aber die Muskulatur des Brustkorbs, die maßgeblich für die Atmung verantwortlich ist. Der Pneumologe empfiehlt vor allem Schwimmen, da der Sport dank des Wassers ohne Gewichtsbelastung ausgeführt wird und die Schwimmbewegungen Schultergürtel und Oberkörper kräftigen. Aber auch Radfahren, Wandern, Nordic Walking oder Tanzen seien für Asthmatiker gut geeignet. Zudem helfen Übungen, die die Atmung einbeziehen und optimieren – zum Beispiel Pilates, wo die Übungen an die Atmung gekoppelt werden. „Jeder Sport, der die Muskulatur stärkt, ohne dabei die Lunge massiv zu fordern, ist sinnvoll.“