Zuerst litt der 50-jährige Tim nur unter leichter Kurzatmigkeit beim Fußballspielen, zwei Jahre später unter Atemnot beim Treppensteigen und unklarer Gewichtszunahme. Es dauert vier Jahre bis die Diagnose „Herzinsuffizienz“ gestellt und eine medikamentöse Therapie begonnen wird. So ähnlich klingt die Krankengeschichte vieler der circa vier Millionen Patienten in Deutschland mit progredienter Herzschwäche, bei der die Elastizität des Herzmuskels verloren geht und das Herz steifer wird. Viele Betroffene schieben ihre Symptome zunächst auf Alterserscheinungen oder Alltagsstress und bleiben lange Zeit unbehandelt. Das kann fatale Folgen haben.
Diagnose Herzinsuffizienz: Grunderkrankung therapieren
Die Ursachen für eine Pumpschwäche sind mannigfaltig. Oft ist sie das Resultat einer fortschreitenden Herz-Kreislauf-Erkrankung, wie Bluthochdruck oder Veränderungen der Herzklappen oder der Gefäße, die Blut zum Herzen transportieren. Da viele dieser Erkrankungen behandelbar sind, ist es wichtig die Grunderkrankung zu therapieren, um einer Verschlimmerung vorzubeugen. Lange Zeit galt die Herzinsuffizienz als ein sicheres Todesurteil. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Glück verändert. Besonders im frühen Stadium kann durch die konsequente Behandlung mit Medikamenten und ausreichend Bewegung eine Herzschwäche gut kompensiert werden, sodass mit einer normalen Lebenserwartung und nur leichten Alltagseinschränkungen zu rechnen ist.
Ansatz für neue Medikamente
Warum der Herzmuskel an Elastizität verliert, das hat jüngst ein Forschungsteam unter Federführung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und Beteiligung der Ruhr-Universität Bochum (RUB) herausgefunden: Bei Herzschwäche sind bestimmte Stellen des Proteins Titin, vor allem der elastische Teil, oxidiert, also quasi verrostet. Das größte Eiweiß im menschlichen Körper sorgt dafür, dass sich der Herzmuskel ausdehnen und wieder zusammenziehen kann. Das neue Wissen kann als Ansatzpunkt für die Entwicklung von Medikamenten dienen, die das Titin vor Oxidation schützen oder sogar bereits oxidiertes Titin wieder reduzieren. „Damit könnte man dem Herzmuskel seine Elastizität wieder zurückgeben“, so das Forschungsteam. Im Reagenzglas habe das schon geklappt.