Keine Theaterbesuche mehr, keine Urlaubsreisen und auch keine Besuche bei Freunden oder Familie: Für Betroffene ist Inkontinenz ein Thema, das den gesamten Alltag beherrscht. Die Erkrankung betrifft Frauen häufiger als Männer und das Risiko steigt mit dem Lebensalter. So leiden Schätzungen zufolge 40 Prozent der Frauen über 60 Jahre an Blasenschwäche. Eine der häufigsten Formen ist dabei die Belastungsinkontinenz: Bei körperlichen Anstrengungen, beispielsweise Husten, kommt es zu ungewolltem Harnverlust, ohne dass zuvor ein Harndrang verspürt worden wäre. Ursache ist eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur, die dazu führt, dass der Schließmechanismus der Harnröhre nicht mehr zuverlässig funktioniert. Bei der Dranginkontinenz ist dagegen der Informationsaustausch zwischen Gehirn und Blase gestört. Zwar ist der Verschlussapparat der Harnblase intakt, es entsteht aber ein so starker, plötzlicher Harndrang, dass man es nicht mehr zur Toilette schafft.
Gezieltes Beckenbodentraining
Häufig vergehen Jahre, bis sich Menschen mit Blasenschwäche einem Arzt anvertrauen. Dabei gibt es mittlerweile wirksame Hilfe. Ob Einlagen, Medikamente, Training oder eine Operation: Die verschiedensten Therapien und Hilfsmittel kommen infrage. So kann schon ein gezieltes Beckenbodentraining unter Anleitung eines Physiotherapeuten große Erfolge erzielen. Auch Medikamente, beispielsweise krampflösende, schaffen Abhilfe. Bringen diese Therapiemaßnahmen nicht den gewünschten Erfolg, kann auch eine Operation in Betracht kommen. Neben minimal-invasiven Methoden, bei denen die Harnröhre beispielsweise mit einem Kunststoffband gestützt wird, werden auch Blasenschrittmacher eingesetzt. Analog zum Herzschrittmacher dirigieren sie mit elektrischen Impulsen die Nervenfasern, die die Muskulatur der Blase und den Harnaustritt regulieren.
Harninkontinenz: Warnung per SMS
Ein Problem bei Inkontinenz kann auch sein, dass Ausscheidungen kaum oder verspätet wahrgenommen werden. Zur Abhilfe hat eine Arbeitsgruppe der Hochschule Furtwangen, der Universität Freiburg und des Steinbeis-Zentrums Sozialplanung, Qualifizierung und Innovation einen Mini-Geruchssensor entwickelt, der Betroffene oder Pflegende via Smartphone warnt: Per SMS werden betroffene oder helfende Personen über Inkontinenz-Gerüche informiert, sodass sie sofort die Möglichkeit haben, zu reagieren. Wer sich unter Menschen befindet, dem bleiben so Peinlichkeiten erspart – ein weiterer Weg aus der Isolation, die Blasenschwäche ohne Behandlung oder Maßnahmen mit sich bringen kann.