Wenn der Schmerz bleibt und die Hoffnung schwindet. Das Iliosakralgelenk (ISG) verfügt zwar nur über eine geringe Beweglichkeit, ist aber bei fast allen Bewegungen als Lastübermittler beteiligt, weshalb seine Stabilität so entscheidend für die gesamte Körperstatik ist. Es bildet das Fundament der Wirbelsäule und Veränderung wie Degeneration, Trauma oder stärkere Belastung nach einer Fusions-OP verändern deren gesamte Balance und verursachen somit starke Schmerzen.
Bereits kleine Dysbalancen oder Veränderungen des ISG können starke Schmerzen verursachen. Die Ursache von Rückenschmerzen ist komplex und oft überlappend, weshalb eine explizite Diagnose bei anhaltenden unteren Rückenschmerzen erfolgen muss, um gewisse Schmerzgeneratoren als Ätiologie auszuschließen. Das ISG kann aufgrund von Fehlbelastungen, Beinlängendifferenzen, Schwangerschaften, Traumata oder vorhergehenden Operationen an der Wirbelsäule schmerzhafte degenerative Veränderungen entwickeln. Manchmal reicht schon ein kleines Trauma wie ein falscher Schritt vom Bordstein oder ein Fall aus geringer Höhe, um das ISG „aus der Bahn“ zu bringen. Da hier besonders viele Nervenbahnen zusammenlaufen, kann eine ISG-Instabilität auch in weit entfernten Körperregionen Schmerzen auslösen.
Dem ISG werden inzwischen auf allen internationalen Wirbelsäulenkongressen mehr Aufmerksamkeit geschenkt.Aktuelle wissenschaftliche Studien beschreiben eine Beteiligung des ISG bei 30% aller Rückenschmerzpatienten. Bei voroperierten Patienten steigt diese sogar auf bis zu 40% an. Daher ist eine detaillierte Diagnose notwendig, um das ISG als Schmerzgenerator ein- bzw. auszuschließen.
Typisches Schmerzmuster ISG
ISG Patienten klagen oft über Schmerzen bei folgenden Bewegungen: Aufstehen, Treppensteigen, überrollen im Bett, sitzen auf der schmerzenden Seite, Instabilität bei langem Stehen oder Sitzen, anhaltenden untere Rückenschmerzen, Austrahlung ins Gesäß, Becken oder die Leiste. Eine Gewichtsverlagerung im Sitzen oder Liegen auf die schmerzfreie Seite führt dagegen oft Linderung. Anfangs können hier spezielle Ortesen helfen.
Die Diagnose
Leider wird das ISG bei der Diagnose für Rückenschmerzen oft nicht explizit in Betracht gezogen. Das ISG ist ein häufig unterbewertetes und übersehenes Gelenk, denn es ist radiologisch schwerer zu erfassen als z. B. eine instabile Lendenwirbelsäule oder ein Bandscheibenvorfall. Eine umfangreiche ISG Diagnose beinhaltet: Patienten Historie- wo genau, wie und seit wann bestehen die Schmerzen. Gefolgt von mehren physischen Untersuchungen wie z.B Druckuntersuchung, Ganganalyse, Beinlängendifferenz, Aktiver Straight Leg Rasie Test (SLR). Unter den pysikalischen Tests hat sich der Fortin Finger als erster Indikator einer ISG Symptomatik bewährt, gefolgt von Test wie Kompression, Distraktion, Thigh Trust, Faber, Gaenslen. Sind 3 dieser 5 Tests positiv deutet dies eindeutig auf eine ISG Komponente bei den vorliegenden Rückenschmerzen hin. Nun sollte eine diagnostische Infiltration unter Röntgenbildwandlerkontrolle vorgenommen werden bei welcher im Gegensatz zur therapeutischen Infiltration keine Steroide hinzugefügt werden. Die Patienten protokollieren im Anschluß wie lange Sie bei bestimmten Bewegungen schmerzfrei sind.
Der Therapieweg
Ist eine Instabilität im Iliosakralgelenk Aufgrund vorausgegangen explizierter Diagnose identifiziert, wird zunächst die konservative Therapie eingeleitet. Schmerzmittel, Physiotherapie und Infiltrationen mit z. B. Cortison und Lokalanästhetika sollen die Beschwerden lindern, was in vielen Fällen hilft. Führen diese Therapien langfristig aber zu keiner Linderung der Schmerzen, muss mit dem Patienten über invasivere Verfahren gesprochen werden. Sind alle konservativen Möglichkeiten ausgeschöpft, sollte eine Ruhigstellung des Gelenks in Betracht gezogen werden.