Kein anderes Organ steht so sehr für Kontinuität und Dynamik wie unser Herz. Rund drei Milliarden Mal schlägt es im Laufe eines 80-jährigen Lebens, ohne ein einziges Mal stillzustehen – zumindest in den allermeisten Fällen.
Herzbericht: weniger Herztote
Etwa 65.000 Menschen erleiden in Deutschland einen plötzlichen Herzstillstand. Ein lebensbedrohliches Ereignis, das laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie bei rund 60.000 der Betroffenen tödlich verläuft. Umso wichtiger ist es, die Wiederbelebungsmaßnahmen mittels Herzdruckmassage schnellst- und bestmöglich einzuleiten. Ernst, aber weniger bedrohlich ist die Lage bei chronischer Herzschwäche, der Herzinsuffizienz, oder bei der koronaren Herzkrankheit, an deren Folgen im Jahr 2020 laut aktuellem Herzbericht 121.462 Menschen starben. „Auffällig und erfreulich ist, dass die Sterblichkeitsrate bei beiden Herzerkrankungen spürbar gesunken ist. Ein Trend, der sich über die letzten Jahre fortgesetzt hat“, betont der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
Innovationen in der Medizin ermöglichen das remote Erkennen von Gefahren
Der Grund liegt vor allem im stetigen medizinischen Fortschritt. Beispiel Vorhofflimmern, das heute dank intelligenter „Wearables“ immer besser aufgespürt werden kann, indem die Smartwatch ein einfaches EKG erstellt. Überhaupt gewinnt Remote-Medizin immens an Bedeutung: So verfügt zum Beispiel das Deutsche Herzzentrum in München seit vergangenem Jahr über eine Plattform, mit deren Hilfe sich die Herzpumpenfunktion von Patientinnen und Patienten nach kardiovaskulären Eingriffen überwachen lässt.
Bessere Diagnostik dank KI
Dass Diagnosen per Telemonitoring nicht nur ein Trend, sondern mehr als zukunftsträchtig sind, zeigt eine im Jahr 2020 veröffentlichte Studie des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz in Würzburg. Demnach reduzierte sich durch die Fernüberwachung die Zahl der Krankenhauseinweisungen im Vergleich zum Vorjahr um über 60 Prozent. Hierbei ebenso helfen könnte künftig Künstliche Intelligenz (KI): Entwickeln doch die Technische Hochschule Mittelhessen und die Justus-Liebig-Universität Gießen darauf basierende Methoden, um Herzerkrankungen zu diagnostizieren. Ziel: Mit dem neuen System sollen EKG-Aufnahmen unterschiedlichster Quellen eingelesen, zusätzliche Daten der Erkrankten integriert und mittels KI ausgewertet werden.
Alle Befunde in einer Akte
Ein entscheidender Player hierbei könnte zukünftig ebenso die elektronische Patientenakte (ePA) sein. Sie ermöglicht durch die umfassende Speicherung wichtiger Informationen über
Praxis- und Krankenhausgrenzen hinweg, dass diese für Patientinnen und Patienten – egal, ob bei Herz-Kreislauf-Krankheiten, Tumor- oder Atemwegserkrankungen oder bei der Wundversorgung – schnell zur Verfügung stehen. 74 Prozent der deutschen Bevölkerung sehen in der Dokumentation ärztlicher Befunde auf der ePA als sinnvolles Angebot, um die persönliche Versorgungssituation mit Gesundheitsdienstleistungen weiter zu verbessern. Dies ergab eine vom Bundesverband der Arzneimittelhersteller in Auftrag gegebene repräsentative Studie.
Apropos Studien, die Basis für alle medizinischen Fortschritte im gesamten Gesundheitswesen: Sie ergänzen nicht nur bestehende Datenquellen wie Statistiken oder Prozessdaten der Krankenkassen, sondern liefern auch umfassende und belastbare Daten zu neuen Medikamenten oder Therapien – mit dem obersten Ziel, Patientinnen und Patienten beim Gesundwerden zu unterstützen und wieder zu mehr Lebensqualität zu verhelfen.