Ob Brille oder Kontaktlinsen – wenn die Fachfrau oder der Fachmann zu einer Sehhilfe rät, ist die Freude erst einmal nicht groß, sowohl bei den Eltern als auch beim Kind. Allerdings ist sie dringend nötig, falls der Nachwuchs unter einer Kurzsichtigkeit (Myopie) leidet. Davon ist die Rede, wenn man auf kurze Entfernung gut sieht, also zum Beispiel die Buchstaben eines Buchs, jedoch in der Ferne verschwommen.
Hauptursache: Umweltfaktoren
Verantwortlich ist ein zu starkes Längenwachstum des Augapfels vor allem zwischen dem achten und 15. Lebensjahr. Die ringförmigen Fasern des Ziliarmuskels, welche die Form der elastischen Linse verändern und damit die Brechkraft verstärken, müssen bei Myopie weniger leisten, will man etwas von Nahem betrachten. Der Brennpunkt des Auges liegt dann vor und nicht auf der Netzhaut, sodass entfernte Objekte unscharf wahrgenommen werden. Ursache für diese Fehlentwicklung des Auges sind neben einer genetischen Veranlagung – Kinder, deren Eltern beide kurzsichtig sind, haben ein 60-prozentiges Risiko, ebenfalls kurzsichtig zu werden – beim Gros der Fälle Umweltfaktoren: die vermehrte Mediennutzung im Nahsehmodus sowie zu viel Aufenthalt in Innenräumen. „Tageslicht hemmt das Längenwachstum des Augapfels und bremst so Kurzsichtigkeit ab“, erläutert Professor Dr. med. Wolf Lagrèze von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).
Auswirkungen aufs ganze Leben
Weltweit betrachtet nimmt die Zahl der Betroffenen zu: Bis 2050 wird fast die Hälfte der Weltbevölkerung von Myopie betroffen sein, so eine Vorhersage auf der Grundlage klinischer Studien des Brien-Holden-Instituts in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation WHO. Kurzsichtigkeit verschwindet nicht von allein und kann im Kindesalter, sofern die Sehschwäche nicht ausgeglichen wird, die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen wie Schielen und Schwachsichtigkeit erhöhen. Im Erwachsenenalter steigt bei Vorliegen einer stark ausgeprägten Myopie das Risiko für Augenerkrankungen wie Makuladegeneration, Netzhautablösung oder Glaukom.
Kurzsichtigkeit bei Kindern – Was tun?
Nur solange der Augenkörper noch wächst, etwa bis zum zwölften Lebensjahr, lässt sich Einfluss nehmen. „Eltern sind daher gut beraten, einer Kurzsichtigkeit mit ein paar Verhaltensregeln vorzubeugen oder zumindest ihr Fortschreiten zu verlangsamen“, sagt Lagrèze von der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg i. B. „Kinder sollten zwei Stunden pro Tag draußen spielen, das halbiert das Risiko für Kurzsichtigkeit, sie sollten den Mindestleseabstand von 30 Zentimetern zu Buch oder Ta-blet einhalten und jede halbe Stunde eine Pause einlegen und den Blick in die Ferne schweifen lassen.“ Eine konsequente optische Korrektur durch Brille oder Kontaktlinsen ist bei Myopie unerlässlich.
Quellen:
www.sehen.de
gesund.bund.de/kurzsichtigkeit
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft: Kindliche Kurzsichtigkeit bremsen