Sie kribbeln in der Nase, sie brennen in den Augen und manchmal schnüren sie gar die Luft ab – im Frühjahr treiben Pollen ihr Unwesen und machen Allergikern das Leben schwer. Rund 30 Prozent der Deutschen haben die genetische Disposition für eine Allergie, immer mehr von ihnen erkranken zumindest einmal in ihrem Leben auch daran. Und es werden immer mehr. So hat das Robert Koch-Institut (RKI) eine starke Zunahme von Allergien in Deutschland festgestellt: Nach Angaben des RKI habe sich die Allergie-Rate in Deutschland zwischen den Erhebungen 1990/1992 und 2008/2011 nahezu verdoppelt. Aktuellere Zahlen liegen bisher nicht vor.
Das Problem: Allergien sind nicht nur lästig, sondern auch gefährlich. Das Risiko besteht vor allem darin, dass die Allergie nicht rechtzeitig behandelt wird und auf die unteren Atemwege übergreift und zum Asthma wird. Bis zu 40 Prozent der Allergiker, schätzen Pneumologen, entwickeln aufgrund des unbehandelten Heuschnupfens Asthma. „Schon bei Patienten, die ausschließlich Symptome einer allergischen Rhinitis zeigen, liegen häufig bereits Lungenveränderungen vor, die zu einem allergischen Asthma prädisponieren“, erklärt Professor Claus Franz Vogelmeier, Leiter der Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie am Universitätsklinikum Marburg. Hinzu kommt, dass sich das Allergenspektrum verbreitern kann. „Je mehr dies der Fall ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass aus einer zeitlich begrenzten Erkrankung eine Dauererkrankung wird.“ Helfen kann da das Meiden der Allergene – Pollenflugdaten des Deutschen Wetterdienstes geben Aufschluss – oder die Hyposensibilisierung.
Pollen können Lungenerkrankungen verstärken
Wer bereits an allergischem Asthma leidet, ist in der Pollensaison besonders betroffen. Meist gesellt sich zum Heuschnupfen dann nämlich die Verschlimmerung der Asthmasymptome. Medikamente müssen unter Umständen stärker dosiert werden. Asthmatikern wird von Experten zudem empfohlen, während der Pollensaison im Freien eine FFP2-Maske zu tragen. So haben die lästigen Pollen keine Chance. Doch nicht nur Asthmatiker müssen die Pollen fürchten. Auch Menschen mit anderen Lungenkrankheiten wie der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung oder Lungenkrebs haben Studien zufolge während der Allergiesaison stärker ausgeprägte Atemwegssymptome mit Atemgeräuschen, chronischem Husten und Sekretansammlungen sowie ein höheres Risiko für plötzliche Verschlechterungen des Krankheitsbildes – zumindest, wenn sie gleichzeitig an Allergien leiden. Insgesamt sind in Deutschland etwa 15 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von einer chronischen Lungenkrankheit wie der chronischen Bronchitis, Asthma bronchiale oder COPD betroffen. Für viele Betroffene sind diese Erkrankungen mit hohen Einbußen an Lebensqualität verbunden. Sie können im Sport und oft auch im Alltag nicht mit Gesunden mithalten, schlafen nicht durch und leiden an Husten und Atemnot. Letzteres tritt meist unter Belastung auf, manchmal aber auch in Ruhephasen. Ein- und Durchschlafstörungen, Tagesschläfrigkeit, Leistungsabfall in Beruf und Alltag – für diese Symptome kann aber auch eine ganz andere Ursache infrage kommen, nämlich die sogenannte obstruktive Schlafapnoe (OSA). Bei den Betroffenen kommt es während des Schlafs wiederholt zu einer Verengung der oberen Atemwege, da die Zungen- und Rachenmuskulatur erschlafft. Mit dramatischen Folgen für Wohlbefinden sowie Risiken für Folgeerkrankungen.
Die Krankheit im Griff
Neue Medikamente und medizintechnische Innovationen helfen, die Erkrankungen besser im Griff zu haben. Gerade bei Lungenkrebs, einer der tödlichsten Krebsarten, hat sich viel getan in den vergangenen Jahren. Moderne Antikörper- und Immuntherapien lassen hoffen. Bei der Antikörpertherapie richten sich bestimmte Stoffe nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip gezielt gegen die veränderten Proteine auf den Tumorzellen und greifen diese an. In der Immuntherapie werden Substanzen verabreicht, die im körpereigenen Abwehrsystem Bremsen lösen sollen, die der Tumor zuvor aktiviert hat, um nicht angegriffen zu werden. Beide Therapieformen hätten die Überlebenszeit von vielen Lungenkrebspatienten deutlich verbessert und seien gleichzeitig besser verträglich als herkömmliche Zellgifte, erklärt der Onkologe Martin Sebastian vom Universitätsklinikum Frankfurt gegenüber der Frankfurter Rundschau. Und auch für Asthmatiker und COPD-Patienten stehen neue moderne Medikamente zur Verfügung, mit denen vor allem Betroffene schwerer Formen die Erkrankung besser kontrollieren und so ein großes Stück Lebensqualität zurückerobern können.
Quellen:
www.leichter-atmen.de: Pollensaison: Das sollten Lungenpatienten wissen
Mein Allergie-Portal: Etagenwechsel vom Heuschnupfen zum Pollenasthma
Frankfurter Rundschau: Neue Therapie gegen Lungenkrebs lässt Patienten hoffen