Oberbauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und ein ständiges Völlegefühl können Anzeichen für eine Infektion mit Helicobacter pylori sein. Hat man früher Faktoren wie Stress und ungesunde Ernährung für Magenschleimhautentzündungen und -geschwüre verantwortlich gemacht, weiß man seit den 1980er-Jahren, dass in den allermeisten Fällen das Bakterium dahinter steckt. Nach Karies ist der Befall mit Helicobacter pylori die zweithäufigste Infektionskrankheit und betrifft rund 33 Millionen Deutsche. Etwa 95 Prozent aller Zwölffingerdarm-Geschwüre sowie 70 bis 80 Prozent aller Magengeschwüre gehen auf seine Rechnung.
Magenkeim Helicobacter pylori: als krebserregend eingestuft
Das Bakterium wird in der Regel oral von Mensch zu Mensch übertragen, meistens bereits in der Kindheit. Das dank seiner Geißel extrem bewegliche Bakterium verteilt sich schnell über die gesamte Magenschleimhaut und heftet sich an die Epithelzellen. Dort führt es auf Dauer zu einer Reizung bis hin zu einer Entzündung der Magenschleimhaut, einer Gastritis. Insbesondere, wenn Faktoren wie genetische Veranlagung, Rauchen oder bestimmte Medikamente hinzukommen, entwickeln Betroffene Beschwerden.
Die dauernde Entzündung begünstigt nicht nur die Entstehung von Folgeerkrankungen wie Geschwüre im Magen und Zwölffingerdarm. Der Erreger gilt zudem als größter Risikofaktor für die Entwicklung eines Magenkarzinoms und wurde daher auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als krebserregend eingestuft. Häufig brütet der Keim allerdings lange Zeit im Verborgenen und macht vorerst keine Beschwerden.
Gut therapierbar
Wird eine Infektion, nicht selten per Zufall, im Rahmen einer Magenspiegelung oder alternativ per Atemtest, Stuhl- oder Blutuntersuchung festgestellt, führt eine sogenannte Eradikationstherapie in der Regel zum Erfolg: Hierbei erhält der Patient über sieben Tage hinweg eine Kombination aus zwei Antibiotika und einem Magensäureblocker. Wenn also Magenbeschwerden länger als zwei Wochen anhalten, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen, um schnell Abhilfe schaffen zu können. Warum es bisher nicht gelungen ist, einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln, haben jüngst Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin herausgefunden: Helicobacter pylori entzieht den befallenen Magenschleimhautzellen gezielt Cholesterin. Ohne dieses Fettmolekül können die Schleimhautzellen wichtige Botenstoffe des Immunsystems nicht mehr wahrnehmen und entgehen so der Abwehrreaktion des Körpers. Auf diese Weise kann das Bakterium oft jahrelang unbehelligt sein Unwesen treiben.