Auch nach einem gelungenen operativen Eingriff am Herzen besteht noch eine Reihe von Risiken. Eines betrifft die Wunde. Im Normalfall beginnt, nachdem der Verband angelegt worden ist, die körpereigene Wundheilung, die das beschädigte Gewebe wiederherstellt oder mit Narbengewebe ersetzt, ohne Komplikationen. Allerdings kann es auch zu Infektionen kommen. Sie bedeuten für die Patienten weitere Schmerzen und eine längere Leidenszeit. Im schlimmsten Fall entwickeln sich aus schlecht heilenden Wunden chronische Wunden. Infektionen von außen und auch durch körpereigene Bakterien können während oder nach der Operation entstehen, wobei postoperative Wundinfektionen am häufigsten sind. Betroffen sind vielfach Patienten mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder mit einem hohen Körpergewicht. Ferner sind eine längere Dauer des Eingriffs, eine Notfall-Operation und Unterkühlung während des Eingriffs Risikofaktoren.
Wundversorgung: Infektionsvermeidung durch Wundmanagement
Nachdem die Wundheilung lange fast schon nebensächlich behandelt wurde, wird sie heute wissenschaftlich erforscht und therapeutisch optimiert. Ein Stichwort heißt dabei Wundmanagement. Ziel dieser durchdachten Wundbehandlung ist die Verhinderung einer Wundinfektion und somit eine möglichst schnelle Regeneration des Gewebes. Im Falle von Operationen heißt das, dass schon vor und während der Operation das Wundmanagement beginnt: zunächst mit der genauen Untersuchung des Patienten auf eine bestehende Infektion hin, die behandelt werden sollte, und daraufhin mit der Entfernung von Haaren durch einen Clipper und der gründlichen antiseptischen Reinigung der Haut des Patienten rund um die Operationsstelle. Ebenso bedeutsam ist ein steriles Arbeits- und OP-Umfeld. Dazu zählen Mittel wie Flächen- und Händedesinfektion, ferner das Tragen von Einmalhandschuhen und Haarschutz, geeignete OP-Bereichskleidung und im OP-Raum zusätzlich ein Mund-Nasen-Schutz. Während einer Operation helfen Maßnahmen wie die chirurgische Händedesinfektion, sterile OP-Mäntel und OP-Abdeckungen, sterile Instrumente sowie doppelte OP-Handschuhe. Vor allem auch schonendes Operieren, das das Zerstören von Gewebe vermeidet, senkt die Gefahr von Infektionen.
Einen wichtigen Teil des Wundmanagements bilden zum Schluss sterile Wundauflagen. Sie bestehen aus mehreren Lagen, die die Wundflüssigkeit aufnehmen und die Wunde dennoch feucht halten, aber gleichzeitig länger auf ihr verbleiben können. Zudem sind sie weich und schmerzfrei zu wechseln und enthalten teilweise heilende oder antiseptische Wirkstoffe. Neueste Entwicklungen sind mit einer Pumpe verbunden, die einen Unterdruck erzeugt, der auf die Wundauflage wirkt und die Wundflüssigkeit aktiv in die Auflage saugt und so den Heilungsprozess unterstützt. Hier zeigten Kontrollstudien eine signifikante Abnahme von Infektionen bei Patienten von Bypass-Operationen gegenüber Bypass-Patienten, die mit Standard-Wundauflagen behandelt wurden.